Erklärung unbekannter Begriffe

Joch der Hörigkeit; damit ist die Belastung gemeint, die besteht, wenn man jemandem ganz und gar “gehört” und immer das tun muss, was derjenige gerade verlangt.

Untertan; das bedeutet, dass man nicht selbst bestimmen darf, was man tut, sondern jemandem untergeben ist, der bestimmen darf, was man machen muss.

Leibeigene; das ist eine Frau, die einem Mann “gehört”. Sie besitzt keine persönliche Freiheit und keine Rechte. Sie muss tun, was ihr Herr ihr befiehlt. Zum Beispiel durften Leibeigene ohne die Erlaubnis ihres Herrn nicht einfach umziehen oder heiraten. Ihre Arbeitskraft gehörte ihm.

Urkunde

Die Sigena-Urkunde ist im Original 27x27 cm groß und in der sogenannten “spätkarolingischen Minuskel” in lateinischer Sprache auf Pergament (Tierhaut) geschrieben. Sie ist das älteste, uns heute erhaltene Schriftstück, auf dem der (frühere) Name Nürnbergs urkundlich erwähnt ist.

Nürnberg

Zu dieser Zeit gab es auf dem Gebiet der heutigen Stadt zwei Königshöfe. Sie waren zur Versorgung des Königs oder Kaisers (und seines Hofstaates), der immer in seinem Reich unterwegs war, notwendig. Einer befand sich im Bereich des heutigen Jakobsplatzes und ein anderer am heutigen Egidienberg. Vermutlich stand auch im Bereich des heutigen Palas auf dem Burgfelsen ein Bau, der zum Abhalten von Hoftagen geeignet war. Außerdem gab es eine kleine Siedlung am Burgberg.

Bedeutung früher

Zum Zeitpunkt ihrer Ausstellung im Jahr 1050 war die Urkunde für Nürnberg völlig unbedeutend. Wichtig war sie damals nur für Sigena, weil diese anhand der Urkunde ihre Freiheit beweisen konnte. Sie wurde von ihrem Herrn Richolf, mit der Bitte, sie freizusprechen, dem Kaiser vorgeführt. Vermutlich wollte der Adelige, Richolf, sie heiraten. Damit die Kinder dieser Verbindung Freie sein konnten, musste ihre Mutter freigesprochen werden, da der Grad der Freiheit stets an den Stand der Mutter gebunden war.

Freilassungsritual

In einer Art Ritual wurde gemäß dem im fränkischen Reich üblichen Rechtsbrauch dem Leibherrn Richolf (nicht der Leibeigenen, wie es in etlichen Übersetzungen fälschlicherweise dargestellt ist) als symbolischer Akt der Freisprechung eine Münze aus der Hand geschlagen.

Bedeutung heute

Heute ist die Sigena-Urkunde für Nürnberg so wichtig, wie deine Geburtsurkunde für dich! Für Sigena ist die Urkunde nicht mehr wichtig, da sie ja schon lange tot ist. Dagegen ist sie für Nürnberg ganz besonders wichtig, da in der letzten Zeile dieser Urkunde der Ort Norenberc als Ausstellungsort angegeben wird. Das Wort leitet sich von nuorin = steinig, felsig ab und ist daher mit „felsiger Berg“ zu übersetzen. Daraus wurde der Name der heutigen Stadt Nürnberg.

Sie ist damit der momentan verfügbare älteste schriftliche Nachweis dafür, dass Nürnberg im Jahr 1050 schon so bedeutend war, dass dort ein Hoftag abgehalten wurde. Anhand der Sigena-Urkunde kann Nürnberg also beweisen, dass es 1050 schon als bedeutende Siedlung vorhanden war.

Die Datierung auf den 16. Juli 1050 ergibt sich aus der Umrechnung der Angaben nach dem römischen Kalender in unsere Zeit.

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